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Jürgen Düster ...von der Idee eines Rebhuhnprojektes zur Umsetzung...

Jürgen Düster, Leiter des Fachdienstes Landschaftspflege des Landkreises Kassel ist einer der Initiatoren des Grebensteiner Rebhuhnprojektes. Bereits 2018 fanden erste Überlegungen da-zu statt.  Ein Erlass des hessischen Umweltministeriums initiierte zehn sogenannte Feldflur-projekte, insbesondere für die Leit- und Zielarten Rebhuhn, Feldhamster, Grauammer und Ackerwildkräuter.  Eines davon sollte, so Jürgen Düsters Wunsch, im Landkreis Kassel entstehen.  

Bei einem gemeinsamen Treffen mit der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Kassel, dem Kreislandwirt und dem Regionalbauernverband wurden Fördermöglichkeiten des Naturschutzes, z.B. im Rahmen von Ersatzgeldern, ausgelotet – leider ohne Erfolg. Der Re-gionalbauernverband, der Kreislandwirt und Jürgen Düster haben jedoch nicht aufgegeben. Jürgen Düster hat nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und diese schließlich gefunden. Zunächst wurde die Erstellung eines Grobkonzeptes in Auftrag gegeben, welches noch von der Oberen Naturschutzbehörde finanziert wurde. Nachdem geklärt war, dass die Anlage und Pflege von Flächen zur Förderung des Rebhuhns mit Mitteln aus dem Agrarumweltprogramm HALM durch das Modul H.2 – Arten- und Biotopschutz im Offenland gefördert werden kann, wurden 2019/2020 die ersten Landwirtinnen und Landwirte für den Einstieg in das Projekt gewonnen. Im Jahr darauf wurde dann ein Konzept zur fachlichen Eignung der angelegten Flächen beauftragt (finanziert durch die Untere Naturschutzbehörde). Daraus wurden fachliche Förderschwerpunkträume bzw. Suchräume entwickelt, eine sogenannte Förderkulisse höchster Priorität.

Den richtigen Durchbruch, so Jürgen Düster, gab es aber erst, als er einen Anruf der Stadt Grebenstein erhielt, die zur Neuverpachtung ihrer Ackerflächen Rat suchte. In diesem Zuge konnte die Stadt von einer gemeinsamen Strategie von Regionalbauernverband, Kreislandwirt, Unterer Naturschutzbehörde und Jürgen Düster überzeugt werden: Die Pachtpreise bleiben für die Landwirtinnen und Landwirte wie bisher und dafür stellen diese 10 % der Flächengröße ihrer Pachtfläche für das Rebhuhnprojekt zur Verfügung. Und genau so wurde es gemacht.

Jürgen Düster beschreibt „der Schlüssel zum Erfolg des Projektes war, dass von Anfang an alle Akteure mitgenommen wurden, die Landwirtinnen und Landwirte, die UNB, anfangs das RP, die Stadt Grebenstein, die Ministerien... Die Idee des Projektes kam von der Landwirtschaft und ihrer Berufsstandsvertretung (Regionalbauernverband und Kreislandwirt) und die Landwirtinnen und Landwirte wurden gefragt, unter welchen Voraussetzungen sie sich ein solches Projekt vorstellen könnten.“ Düster beschreibt, wie wichtig es ist, dass die beteiligten Betriebe überzeugt sind, von dem, was sie tun. Sie erzeugen zwar keine Nahrungsmittel, aber dafür pro-duzieren sie Artenvielfalt auf ihren Flächen. Das Produkt ist ein besserer Lebensraum für z.B. Rebhuhn, Goldammer und Insekten und dafür sind sie bereit ihre Fläche zur Verfügung zu stellen. „Es muss das Gefühl entstehen: hier mache ich etwas Gutes, was der Natur und der Gesellschaft guttut. Dafür Förderung in Anspruch zu nehmen ist völlig in Ordnung.“ Auch das Ver-trauen in die Bewilligungsstelle ist ausschlaggebend. Die Landwirtinnen und Landwirte müssen wissen, dass sie nicht allein sind, wenn Probleme auftreten. Und natürlich sind auch die förderrechtlichen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. „Wenn das gelingt“, so Düster, „dann ist es erfolgsversprechend.“

Jürgen Düster betrachtet das Projekt aus heutiger Sicht und beschreibt eine durchweg positive Bilanz. Er hätte damals nie gedacht, dass das Projekt vom damaligen Kernbereich rund um Grebenstein inzwischen so wachsen würde, dass mittlerweile erste Flächen in Hombressen und sogar in anderen Bereichen des Landkreises Kassel „rebhuhnfreundlich“ bewirtschaftet werden. Er berichtet, dass es einen ersten großen Schub an Flächen gab, als die Stadt Grebenstein in das Projekt einstieg und einen Zweiten, als der LPV 2022 in die Betreuung der Projektflächen und die Akquise neuer Flächen startete. „Es war ein Glücksfall, dass der LPV dazu kam und die Projektarbeit gemeinsam weitergeführt und ausgebaut hat. Insgesamt ein grandioser Projektfortschritt“, so Düster.

Für die Zukunft wünscht sich Jürgen Düster, dass es Menschen gibt, die sich um den Fortbestand des Projektes kümmern und dass das Land Hessen genügend Mittel zur finanziellen Unterfütterung des Projektes zur Anlage und Pflege von Rebhuhnblühflächen über das HALM aber auch für Projektbegleitende Maßnahmen wie Heckenpflege bereitstellt. Dann könnte der Wunsch, einen Anstieg der Zahl der Rebhühner und weiterer Arten, die von den Maßnahmen profitieren, wahr werden. Dafür wäre ein gezielteres Monitoring hilfreich, für das jedoch Mittel zur Verfügung gestellt werden müssten. Und nicht zuletzt wünscht sich Düster, dass die Öffentlichkeit stärker registriert, „dass da etwas passiert und was die Landwirtinnen und Landwirte da für einen tollen Beitrag leisten. Ohne die würde es nämlich nicht funktionieren. Für weitere Kommunen könnte das Projekt als Pilotprojekt stehen und auch in anderen Kommunen könnte ein ähnlicher Ansatz zur gemeinsamen Projektinitiierung von Kommune und Landwirtschaft führen.“


(Bericht: 15.04.2025)