Rebhühner gesucht und gefunden im Landkreis Kassel
Der Landschaftspflegeverband des Landkreises Kassel e.V. (LPV Kassel) hat in den letzten Wochen eine Rebhuhnerfassung mit Klangattrappen entlang festgelegter Transekte organisiert und durchgeführt. In Kooperation mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) wurden Rebhühner im gesamten Landkreis Kassel erfasst.
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Ziel war es, herauszufinden, wo es überall noch Rebhühner gibt, sodass der LPV zukünftig gezielter in den Rebhuhngebieten in die Beratung zur Anlage von rebhuhnförderlichen Maßnahmen einsteigen kann.
Das Rebhuhn, als Charaktervogel einer strukturreichen Agrarlandschaft war noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine sehr verbreitete Art, deren Bestände jedoch seit 1980 bis heute um 93 % eingebrochen sind, so dass Rebhühner nicht nur in Hessen, sondern auch Gesamtdeutschland auf der roten Liste als stark gefährdet eingestuft sind. Das Rebhuhn ist eine Leitart für Arten der strukturreichen Agrarlandschaften, da es eine lange Ruhezeit braucht und so auch viele andere Arten (z.B. Feldhase, Goldammer, Braunkehlchen, Insekten etc.) von Maßnahmen profitieren. Die inzwischen selten gewordene Art braucht ungenutzte, vorjährige Vegetation ab März (Zeit der Balz und Revierwahl), z.B. überjährige oder mehrjährige Blühflächen, und nach dem Schlupf der Küken (meist im Juli), Vegetation zur Nahrungssuche für die Jungen (insektenreich, nicht zu dicht), z.B. einjährige Blühflächen. Ein Nebeneinander von vorjähriger und neuer Vegetation bietet also den optimalen Rebhuhnlebensraum. Da die Jungen meist erst ab Mitte August selbstständig sind, ist eine Ruhezeit bis dahin auf den Flächen unabdingbar, um eine erfolgreiche Kükenaufzucht zu ermöglichen. In der heutigen Agrarlandschaft fehlen häufig extensive Strukturen, sodass Deckung vor Prädatoren schwieriger zu finden ist.
Die Rebhuhnerfassung wurde mit geschulten Freiwilligen und Ornitholog*innen zur Balzzeit in einigen in Gemeinden im Landkreis Kassel durchgeführt. Fokus der erfassten Bereiche waren insbesondere die offene Agrarlandschaft nördlich von Kassel und westlich von Kassel bis in den Südwestlichen Zipfel. Die Anzahl von ca. 40 Freiwilligen zeigt ein großes Interesse an der Art. Die Freiwilligen, vertreten waren Landwirt*innen, Jäger*innen, Naturschützer*innen und weitere Interessierte, erhielten im Vorfeld eine Einführung in die Erfassungsmethode und das Leben eines Rebhuhns. Die Erfassung fand von Ende Februar bis Mitte März in der Abenddämmerung zu festgelegten Uhrzeiten und bei günstigen Wetterbedingungen statt. Dies ist die Zeit, wo insbesondere die Rebhähne am intensivsten Rufen und auch auf die Klangattrappen (abgespielt wird der Rebhahnruf) antworten, insbesondere, solange sie noch nicht verpaart sind. Bei verpaarten Hähnen nimmt die Rufaktivität wieder ab.
Vielen Dank an die vielen Freiwilligen, die diese Erfassung ermöglicht haben!
Sie haben Rebhühner gesehen? Dann können sie sich gerne beim LPV melden, denn Zufallsfunde sind ebenfalls wertvolle Hinweise. Sie möchten als Landwirt*in oder Jäger*in etwas für das Rebhuhn tuen? Dann melden sie sich gerne bei uns unter info@lpv-lkks.de, wir beraten sie gerne, was es für Möglichkeiten gibt.